Die Zirbe als Volksgesundheit

Die Zirbe als überlieferte Volksmedizin 

   

Die außergewöhnliche Heilkraft der Zirbe ist seit jeher bekannt. Da sie unter extremen Bedingungen heranwächst, gilt die Zirbe als Inbegriff von Ausdauer und Stärke und daher als besonders wirksam.
Die besonders kräftigende und reinigende Wirkung des Zirbenduftes auf den gesamten Organismus wird in alten Schriften immer wieder hervorgehoben. Der tägliche Spaziergang im Zirbenwald galt als wohltuend und sollte sogar böse Gedanken vertreiben.

Im oberen Murtal ( Steiermark ) besteht eine lange Tradition der Herstellung von Heilmitteln und Gesundheitspräparaten aus den Pflanzen, Kräutern und Bäumen der Region. Besonders genutzt werden beispielsweise Salbei, Speik, Ringelblumen, Lärchpech (Harz), Arnika aber auch die Zirbe. Aus den unten aufgelisteten pflanzlichen Rohstoffen wurden und werden verschiedenste Extrakte, Tees, Schnäpse und Aufgüsse hergestellt.

Quellen der Sub-Seiten:
Kneip, Martin: Volksmedizinische Anwendungen von Heilpflanzen in Österreich. Diplomarbeit Universität Wien 1989.
Pretner, Gabriele: Volksmedizinische Verwendung von Arzneipflanzen und Hausmitteln im Mur- und Mürztal in der Steiermark. Diplomarbeit Universität Wien 1989.
Rehberger, Barbara: Untersuchung über volkmedizinisch verwendete Heilpflanzen und Hausmittel im Defereggental in Osttirol. Diplomarbeit Universität Wien 1988.
 

Nüsse


Von den etwa 100 Kiefernarten liefern in Europa nur die alpine Zirbe und die Pinie essbare Samen. Ausgelöst ähneln die Zirbelnüsse den Pinienkernen, unausgelöst sehen sie Bucheckern ähnlich. Zirbelnüsse zeichnen sich durch einen hohen Eiweiß- und niedrigen Fettgehalt (hochwertige ungesättigte Fettsäuren) aus. Herauszuheben ist der hohe Gehalt an Mineralstoffen (Kalium, Kalzium, Magnesium), Spurenelementen (v. a. Mangan, Zink, Eisen) und B-Vitaminen.

Zeitlich und lokal begrenzt hatten die Zirbelnüsse immer wieder besondere Bedeutung in der Heilkunde. Bereits 1831 wird im „Handbuch der Forstwirtschaft im Hochgebirge“ berichtet: „Bereitet man aus den Kernen eine Art der Mandelmilch, so erhält man ein für hektische Übel sehr heilsames Mittel. Kocht man sie in Ziegenmilch, so verschafft es bei Harnverhaltung Linderung.“
Weitere Anwendungen werden beispielsweise gegen Lungenleiden beschrieben: „4 Teile Zirbelnüsse werden fein zerschnitten und mit 3 Teilen Klettenwurzeln (Arctium lappa) mit frisch gekochter Ziegenmilch abgebrüht. Milch samt Inhalt wird in 1 bis 2 Partien untertags eingenommen. Um zu Kräften zu kommen, sollen Zirbelnüsse zerstoßen, in süßem Wein einmal kurz aufgekocht, nach 1 Stunde ziehen abgeseiht und eingenommen werden.“

Quelle: Willfort, Richard: Gesundheit durch Heilkräuter. Erkennung, Wirkung und Anwendung der wichtigsten einheimischen Heilpflanzen. Linz 1976.


Zirbennadeln


Die Äste der Zirbe sind äußerst dicht benadelt. An einem Kurztrieb befinden sich fünf relativ schmale Nadeln. Sie sind 5 bis 12 cm lang, bläulich grün verfärbt, dreikantig und stumpf. Im Unterschied zu anderen Kiefern sind die Nadeln der Zirbe sehr biegsam und stechen daher nicht. Zirbennadeln bleiben im Normalfall fünf Jahre am Baum. Jede einzelne Zirbennadel hat drei Harzkanäle. Die ätherischen Öle des Harzes enthalten den antibakteriellen Wirkstoff Pinosylvin und sorgen für den typischen Wohlgeruch.


Zirbennadelbad


Zirbennadeln und -triebe mit 2 Liter Wasser übergießen und kurz aufkochen, dann 20 Minuten ziehen lassen. Den abgeseihten Sud dem Badewasser hinzufügen. Hilft bei rheumatischen Beschwerden, Muskel- und Gelenkschmerzen, zur Entspannung und bei unruhigem Schlaf.


Zirbensprossenaufgüsse


Zirbensprossen werden im Frühjahr gesammelt – davon wird ein Aufguss im Verhältnis 1 Teil Nadeln zu 10 Teilen Wasser bereitet. Der Aufguss kann entweder mit Honigzusatz als Tee bei Luftröhrenkatarrh, Heiserkeit, Husten und leichter Bronchitis getrunken oder zu Inhalationen verwendet werden. Zu beachten ist, dass die jungen Sprossen möglichst bei Sonnenschein gesammelt werden sollen!
Bei Rheumatismus oder Gicht unterziehe man sich durch einige Tage im Frühjahr nachstehender Kur: Man sammle täglich frisch 30 g Zirbensprossen und überbrühe diese mit 1 Liter heißer Milch. Eine Viertelstunde ziehen lasse, abseihen und untertags schluckweise trinken.


Zirbenextrakt


25 dag Zirbennadeln, Triebe und grüne Zapfen ungewaschen mit 1 Liter kaltem Wasser übergießen und zum Kochen bringen, aufwallen lassen, vom Herd nehmen, 20 Minuten ziehen lassen, dann abseihen.
Zur Hälfte mit Wasser verdünnt und mit Honig gesüßt, kann der Extrakt als Tee bei Erkältungskrankheiten getrunken werden.
Als Badewasserzusatz wirkt er entspannend und stärkend.
Bei schlimmen Erkältungen kann er am Herd stehen gelassen werden und weiter köcheln, bis der Duft alle Räume durchzieht.


Zirbensirup


3 Handvoll Triebspitzen in ein Glas geben, mit dicker Schicht Zucker (50 dag) bedecken, im Verhältnis 1 Teil Triebe und 2 Teile Zucker. Das Gefäß gut verschließen und auf einen sonnigen Platz stellen, dort 8 Wochen stehen lassen. Der Sirup steigt vom Boden auf. Anschließend abseihen und in dunkle Flaschen füllen, kühl lagern. Kann löffelweise, mit warmem Tee oder klarem Schnaps verdünnt, eingenommen werden.

 

Zirbenöl


Beim Zirbenöl handelt es sich im regionalen Sprachgebrauch meist um das durch Destillation gewonnene ätherische Öl. Aus rund 100 kg Nadeln, Zweigspitzen und jungen Ästen entsteht 1 Liter ätherisches Öl.
Die Eigenschaften des Öls leiten sich von den Inhaltsstoffen ab, Nadelhölzer gelten generell als reinigend und klärend. Da die Zirbe unter äußerst schwierigen Bedingungen wächst, werden ihr Ausdauer, Kraft und Beständigkeit zugeschrieben. Die enthaltenen Wirkstoffe sind: a-Pinen, Cineol, b-Phellandren, Limonen, b-Pinen, Terpinolen, Bornylacetat.
Das ätherische Zirbenöl hilft bei Inhalationen gegen Erkältungen und Nebenhöhlenentzündungen. Die Atemwege werden freier, die Nasenatmung verbessert, bei Husten wird der Schleim gelöst. Da die Zirbe eine vertiefte Atmung fördert und zudem durchblutungsfördernd wirkt, hilft das Öl auch bei Konzentrationsschwäche, Schlaflosigkeit und mentaler Erschöpfung. Außerdem wirkt es entzündungshemmend, harnabsondernd und blutreinigend.
Auch für Seifen, Saunaaufgussöl, Sonnenöl, Möbelpolitur und als natürlicher Duftstoff bei Naturfarben wird Zirbenöl eingesetzt.

Stärkung der Abwehrkräfte

Ein bis zweimal täglich bis zu fünf Tropfen Zirbenöl mit einem Teelöffel Honig vermischen und einer Tasse lauwarmem Wasser oder Tee trinken.

Zirbenölinhalation bzw. Saunaaufguss

Für die Inhalation einige Tropfen Zirbenöl in heißes Wasser geben. Diese Anwendung hilft vor allem bei Atemwegserkrankungen, Erkältungen, Bronchitis, Nebenhöhlenentzündungen aber auch bei Kopfschmerzen oder unreiner Haut.

Zirbenöl als Haut- und Massage-Öl
5-10 Tropfen Zirbenöl mit 50 ml Mandel-, Jojoba- oder Avocado-Öl vermischen.
Das Zirbenöl entgiftet beim Einreiben wirkungsvoll die Haut. Dank seines durchblutungsfördernden und hauterwärmenden Effekts lindert es Muskelverspannungen oder Rheuma. Je nach gewünschter Wirkung können noch 5 Tropfen Rosenöl (Zuwendung), Lavendel (Ausgleich), Rosmarin (Anregung), Angelika (Stärkung) oder Iris (geistige Klarheit) dazugegeben werden. Mischt man das Zirbenöl mit Rosmarinöl, erhält man einen starken Muntermacher.
Bei Neuralgien (Nervenschmerzen) helfen Umschläge und Waschungen: Dafür 20 Tropfen Zirbenöl mit einem Glas abgekochtem Wasser vermengen.

Zirbenölbad

8-15 Tropfen Zirbenöl kommen auf 4 EL Rahm, Milch, Heilerde oder Meersalz. Diese Vermengung ist notwendig, damit das Öl nicht als Film auf der Oberfläche schwimmt. Anwendung bei Schlafstörungen oder starker nervlicher Belastung.
Für ein Energie spendendes Aktivbad 5 Tropfen Zirbenöl mit 5 Tropfen Rosmarinöl und 2 Tropfen Basilikumöl vermischen.

 

Harz


Baumharz gilt seit Urzeiten als begehrtes Handelsobjekt. Die Ägypter balsamierten damit ihre Mumien ein. Während des Mittelalters wurde es je nach Qualität zu pharmazeutischen Produkten, Firnissen, Lacken sowie Wagenschmiere verarbeitet. Auch fand es in den Russbrennereien Verwendung, die das begehrte Ausgangsmaterial für Tusche, Buchdruckerschwärze und schwarze Ölfarbe erzeugten. Aus Rindeneinschnitten liefert die Zirbe den gewürzhaft, wacholder-ähnlich riechenden Karpathenbalsam (Balsamum carpathica). Es wird vor allem für Wunden sowie für Heil- und Zugsalben eingesetzt. Hinweise auf seine Nutzung finden sich auch in den Schriften der Hl. Hildegard. Zu ihrer Zeit war besonders die desinfizierende, fäulnishemmende, keimtötende und geruchsbindende Wirkung des Harzes von besonderer Bedeutung. Üblich und sehr effektiv waren derartige Räucherungen in Ställen, der Speisekammer und in Krankenzimmern. Das Räuchern mit Kiefernharz, eben auch von der Zirbelkiefer, geht auf den Baumkult der Germanen zurück. Der harzige Duft beim Verbrennen des Kiefernharzes sollte vor Krankheiten schützen und die Lungen stärken. Der Rauch der Zirbe vermittelt Energie und Stärke in stressigen und hektischen Zeiten. Inhaltsstoffe des Rauchs sind Harze, Gerbstoffe und ätherisches Öl. Er reinigt die Luft und wirkt daher vorbeugend gegen Krankheiten. Zudem kann er sich positiv auf die biomagnetischen Energiefelder des Körpers auswirken und ihn dadurch energetisch aufladen.


Schnaps


Wenig bekannt ist, dass auch der traditionelle Zirbenschnaps für vielfältige medizinische Zwecke eingesetzt werden kann.
Insbesondere hilft er bei Magenverstimmung und Übelkeit, Nervenschwäche und allgemeinem Schwächezustand. Eine sehr gute Heilwirkung wird dem Zirbenschnaps auch bei Asthma-Leiden nachgesagt.
Einige Anwendungen mit Zirbenschnaps:

  • Zirbenschnaps zum Kurieren der Grippe in den Tee geben
  • Einreibung mit ungezuckertem Zirbenschnaps fördert die Durchblutung der Haut und ist gegen Rheumatismus und Gelenkbeschwerden wirksam.
  • Kurzes Riechen am Zirbenschnaps oder das Einreiben unter der verstopften Nase öffnet diese.
  • Zirbensprossenschnaps: Um an den reichen Vitamin-C-Gehalt der Sprossen heranzukommen werden die frischen grünen Triebe und Nadeln im Frühjahr in Alkohol eingelegt. Dieser Schnaps wirkt blutreinigend und gegen Nervosität.

 



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